Wir haben es endlich geschafft! Vor ein paar Tagen hatte auch Ursel ihre letzte Reiseimpfung und nun kann es, zumindest aus medizinischer Sicht, losgehen mit unserer Asienreise! Die Impfstoffe mussten wir, zum Großteil, selbst besorgen. Es war das erste mal dass wir in einer Apotheke über 1.200 EUR ausgegeben haben. Die Apothekerin hat nicht schlecht geschaut! Zum Glück haben wir den Großteil von der Krankenkasse wieder erstattet bekommen.
Unser achtwöchiger Impfmarathon sah so aus:
Woche 1: Tollwut Nr. 1
Woche 2: Tollwut Nr. 2
Woche 3: Japanische Enzephalitis Nr. 1
Woche 4: Tollwut Nr. 3
Woche 5: Hepatitis
Woche 6: Typhus
Woche 7: Japanische Enzephalitis Nr. 2
Woche 8 (Bonus): FSME/Polio Auffrischung
Puh! Acht Wochen am Stück immer eine Impfung zu bekommen ist so eine Sache (schon alleine terminlich). Wir sind froh dass es jetzt vorbei ist und unser Immunsystem sich wieder ein bisschen locker machen kann. Es hatte wirklich viel zu tun.
Diese Reise unterscheidet sich in vielen Punkten von unseren zwei vorherigen großen Reisen. Einer der markantesten Punkte ist wohl dass wir nicht mit einem Auto und Koffern, sondern mit Rucksack und Bussen unterwegs sein werden. Das heisst wir müssen alles auf dem Rücken tragen. Da wir damit noch nicht soviel Erfahrung haben, haben wir zuerstmal unsere Rucksäcke gepackt, mit allem was uns notwendig erschien, und haben dann zuerst eine Testwanderung im Seepark (~1,5km) und an einem anderen Tag auf den Kaiserstuhl (~22km) unternommen:
Das war eine gute Idee, denn wir haben schnell bemerkt dass unsere Rucksäcke ziemlich schwer waren (ca. 18kg). Das wollten wir nicht die ganze Zeit auf dem Rücken schleppen, zumal da ja noch Essen und trinken dazu kommt. Also haben wir uns überlegt wie wir unser Gewicht nach unten drücken können.
Erfolg gebracht hat am Ende eine Kombination aus Weglassen und schweren Dingen durch leichtere ersetzen. So haben wir uns dazu entschieden unser Foto-Stativ Zuhause zu lassen. Ebenso nehmen wir leichtere und weniger Kleider mit, als auf unseren bisherigen Touren mit dem Auto. Das heisst wir werden ca. 2x pro Woche von Hand waschen müssen. Ungewohnt aber machbar. Und schließlich gab es noch die Gegenstände, die wir durch leichtere erstetzt haben. So konnten wir teilweise ganz erheblich Gewicht reduzieren. Zum Beispiel durch einen leichteren Laptop, leichtere Handtücher und leichtere Schlafsäcke:
Mein neuer Cumulus Lite Line 400 (danke für den Tipp, Christian!) wiegt fast ein Kilo weniger als mein alter Warmpeace Viking 900. Klar, er geht auch nur bis 2°C, während der Viking 900 bis -7°C geht. Aber da wir nicht im Winter zelten wollen, sollte das passen.
Bei all dem Gewicht sparen sollte man jedoch aufpassen dass man nichts wichtiges weglässt und somit seine Gesundheit oder Sicherheit auf’s Spiel setzt. Der Langstreckenwanderer Andrew Skurka hat das ganz schön in seinem Artikel Stupid Light beschrieben.
Ob wir am Ende zu viel, zu wenig oder ganz dumm gepackt haben, wird sich wohl in den nächsten sechs Monaten zeigen. Wir verraten nur so viel: Löcher haben wir bisher keine in unsere Zahnbürsten gebohrt.
In fünf Tagen ist es soweit, dann heisst es Abschied nehmen von Freiburg und von Deutschland. Wir haben die letzten Wochen noch gerödelt und gepackt, renoviert, viel zu wenig geschlafen und uns überlegt wie wir das alles logistisch hinkriegen. Aber so langsam lichtet sich der Nebel und morgen ziehen wir aus. Wir freuen uns schon sehr auf den Abflug und darauf den ganzen Trubel hinter uns zu lassen. Wir werden allerdings auch sicherlich vieles vermissen. Zum Beispiel die tollen Sonnenaufgänge in unserer Wohnung (nochmal ein dickes fettes Dankeschön an Marc, ohne den wir die Wohnung nicht bekommen hätten!):
Den “Monsterbaum” bei uns im Viertel:
Oder auch einfach nur mit Freunden im Schwarzwald zu wandern:
Und sich über den Sonnenschein auf dem Gipfel zu freuen, während das Tal im Nebel hängt:
Aber am meisten werden wir wohl unsere Familien und Freunde vermissen. Umso schöner dass es geklappt hat noch einige von euch zu sehen bevor wir losziehen.
Da wir eine Rucksackreise machen, spielt Gewicht und Platz unserer Habseligkeiten eine große Rolle. Wir sparen wo wir können, so z.B. bei unseren Reiseführern. Wir verwenden “South America on a shoestring” und “Central America on a shoestring” von Lonely Planet. Mit zusammen über 1,4kg schon eine Ansage. Eine Kampfansage:
Wir wollten natürlich nicht auf Qualität verzichten, sondern nur auf unnötigen Ballast. Also haben wir die Länder, die wir nicht bereisen, einfach rausgeschnitten:
Gar nicht so einfach, Lonely Planet verwendet eine ziemlich gute Bindung, wie es scheint. Aber am Ende hat unser Brotmesser gewonnen:
Sehr schön, jetzt sind unsere zwei Reiseführer fast nur noch halb so schwer und groß:
Unser Ziel für diesen Umzug ist zehn Umzugskartons. Das ist alles was wir zwischenlagern wollen - plus ein paar Möbel und vielleicht ein paar kleinere Kartons hier und da… Deshalb wird jetzt alles gnadenlos ausgeräumt was sich nicht in einem Überseepaket unterbringen lässt. Oder was wir die letzten drei Jahre sowieso nicht mehr in der Hand hatten. Bisher haben wir schon über 40 Gegenstände bei eBay Kleinanzeigen verkauft. Mikrowelle, Mischpult, Saftpresse, Notenständer, Kleiderschrank, Lautsprecher, Grill und so weiter. Dazu gehörte leider auch mein gutes altes Schlagzeug, welches mir mein Papa gekauft hatte.
Es hat mich auf vielen Konzerten in Europa begleitet und immer einen dicken Sound abgeliefert. Ich konnte es ihm nicht antun weitere Jahre im Keller rumzugammeln bis es schließlich ganz kaputt ist. Jetzt ist es an einem besseren Ort.
Ach, und wo wir gerade dabei sind: braucht jemand eine Waschmaschine?