Orang-Utan-Trek Tag 2

von Achim

Hinweis: Um euch besser in dieses besondere Erlebnis mit hineinzunehmen weiche ich hier von unserem Standard-Artikel-Format ab und verwende z.B. die, für diesen Blog untypische, Gegenwarts-Zeitform.

Bis auf leichten Nieselregen in der Nacht hatten wir bisher Glück mit dem Wetter. Der Plan ist heute früh aufzubrechen und so werden wir um 6:30 von unserem Wecker aus dem “Bett” geworfen. Der Tag startet mit einem liebevoll zubereiteten Frühstück:

Danach geht es durch den Fluss wieder ein Stück des Weges zurück:

In einem verzweifelten Versuch den Gestank meiner verschwitzten Klamotten etwas einzudämmen hatte ich gestern bei Ankunft im Lager meine Klamotten, inkl. Socken, im Fluss gewaschen. Natürlich sind sie bei der hohen Luftfeuchtigkeit nicht annähernd trocken. Und so schlüpfe ich, als es wieder heisst “Wasserschuhe aus, Wanderschuhe an!” mit halbnassen Socken in meine Laufschuhe. Lecker.

Jetzt geht es steil-matschig bergauf und nach ca. zehn Minuten sind wir geruchlich, wie auch optisch, kaum noch von einem Plumpsklo zu unterscheiden. Bei unserer nächsten “Wasserpause” (= Raucherpause für Borneo und Cipta) sieht Ursel eine Riesenameise. Cipta schnappt sie sich und erzählt uns etwas dazu:

Dann steckt er sie sich unvermittelt in den Mund. Nach ein paar Sekunden geht der Mund wieder auf und heraus kommt die Riesenameise. Ein toller Trick!

Es geht immer weiter bergauf über Wurzeln und durch Matsch. Wir müssen aufmerksam sein dass wir in der Pampe nicht ausrutschen und den Abhang herunterfallen. Bei der nächsten Pause machen wir dann den Blutegel-Routinecheck. Wir reden ein bisschen mit Cipta während Borneo den Wald auskundschaftet. Als ich mich zu Ursel umdrehe sehe ich plötzlich ein Blutegel an ihrem Hals. “It’s already attached to her neck!” rufe ich Cipta entgegen. Er spring auf, ruft “not quite yet” und reisst es weg. Puhh, gerade nochmal Glück gehabt! Die Blutegel verursachen doch einigermaßen starke Blutungen, die man nicht unbedingt am Hals haben will. Ich brauche noch eine ganze Weile um die Szene zu verarbeiten. Unterdessen sind wir bereits an einem Aussichtspunkt angekommen:

Wir hören den Ruf eines Nashornvogels, verpassen ihn aber knapp (Ursel kann noch einen Blick im Flug erhaschen). Ab hier treffen wir dann zum ersten Mal auf andere Gruppen. “Gut dass wir nicht zur Hauptsaison hier sind”, denke ich mir. Und weiter geht die Matsche-Tour:

Vermutlich wie bei “Tough-Mudder”, denke ich mir.

Unsere nächste Obstpause legen wir bei einem Argusfasan ein:

Der ist von uns und dem Obst völlig unbeeindruckt. Er stolziert einfach umher und sucht sich sein Fressen auf dem Boden.

Wenn wir anderen Gruppen begegnen, tauschen Cipta und Borneo immer wieder Infos mit ihren Kollegen aus. An einer Stelle haben wir Glück und wir bekommen doch noch einen Nashornvogel relativ gut zu Gesicht:

Ganz schön groß, der Vogel - und ein abgefahrener Schnabel! Wir ziehen weiter als eine lärmende Gruppe russischer Trekker eintrifft. An unserem letzten Picknickplatz sehen wir nochmal recht kurz zwei Orang-Utans. Borneo will schauen wo sie hin sind und geht ein Stück in den Wald. Plötzlich kommt er, wild um sich schlagend, wieder zu uns zurück gerannt und ruft “Honey, Honey!”. Anscheinend hat er wilde Bienen aufgescheucht, die ihn gestochen haben. Das sieht sehr unangenehm aus!

Jetzt gesellt sich eine Horde Thomas-Langur-Affen zu uns. Sie hüpfen durch die Bäume und wir beäugen uns gegenseitig neugierig:

Dann entdeckt Borneo plötzlich Gibbons in einem Baum:

Wir sind völlig fasziniert von diesen Muskelpaketen. Sie sind wohl ziemlich selten und scheu. Von daher empfinden wir es als großes Glück dass sich diese hier scheinbar nicht groß von uns stören lassen:

Es kommt zu einer kurzen Szene zwischen der Gruppe Thomas-Languren und den Gibbons. Jetzt können wir die akrobatischen Fähigkeiten der Gibbons bewundern, die sich wie eine Ninja-Kanonenkugel durch die Bäume schleudern. Ganz klarer Gewinner sind hier die Gibbons.

Das Gibbon-Paar ruht sich dann auf einem Ast aus:

Nach ca. 10min sind sie wieder verschwunden. Wir nehmen noch unser Mittagessen ein und dann geht es über einen steilen, rutschigen, und nicht ganz ungefährlichen, Abhang hinunter zum Dorf. Dort verabschieden wir uns von Cipta und Borneo und gehen das letzte Stück zu unserem Gasthaus alleine. Eine Minute nachdem wir in unserem Zimmer sind fängt es ordentlich an zu regnen. Gott sei Dank erst jetzt. Und nun endlich: Dusche marsch!

Den Trip werden wir so schnell nicht vergessen.

Das geht:

  • Gibbons - der helle Wahnsinn wenn sie sich durch die Bäume schleudern
  • Dass das Wetter gehalten hat - obwohl es beide Tage davor jeweils so stark geschüttet hatte
  • Dusche und frische Klamotten

Das geht nicht:

  • Blutegel, die sich unbemerkt an einem hocharbeiten
  • Lärmende Wandergruppen
  • Von (vermutl.) Riesenhonigbienen gestochen werden. Wenn man richtig Pech hat und einen der ganze Schwarm attackiert, kann das wohl tödlich ausgehen. Erst nachdem Ursel nach der Wanderung recherchiert hat, ist uns aufgefallen wie nah wir ihnen vermutlich in Sri Lanka gekommen sind, ohne es zu wissen. Mehr Glück als Verstand gehabt… Hoffentlich erholt sich Borneo schnell wieder.
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